Euskirchen, 01.08.2021, von Till Herrmann, Kathrin Schulte-Braucks

THW-Einsatzleitung im Landkreis Euskirchen

Die Auswirkungen des Starkregens und der Sturzfluten durch Tief "Bernd" benötigen zur Gefahrenabwehr auch Wochen nach dem Schadensereignis die Hilfeleistung des THW. Die ehrenamtlichen Einsatzkräfte des Ortsverbands Dortmund erhielten erneut Einsatzaufträge für den Landkreis Euskirchen. Zuvor war das THW Dortmund bereits mehrfach im Märkischen Kreis, im Rhein-Erft-Kreis und parallel auch im Kreis Ahrweiler in Rheinland-Pfalz im Einsatz. Ein gemeinsamer Fachzug Führung/Kommunikation aus Wuppertal und Dortmund übernahm in der vergangenen Woche die stabsmäßige Einsatzleitung des THW im Kreis Euskirchen. Ihr unterstand auch der Bereitstellungsraum in Brühl, in dem die über 700 THW-Einsatzkräfte aus ganz Deutschland, über mehrere Tage, für die Einsatzabschnitte im Einsatzgebiet untergebracht waren. Vor Ort übernahmen auch Teileinheiten des Fachzugs Logistik Dortmund Aufgaben in der Verpflegung der Einsatzkräfte und der mobilen Kraftstoffversorgung, um Personal und Material am Laufen zu halten.

Beräumung einer Schadensstelle mit einem Bagger (Foto: THW / Maximilian Christ)

Beräumung einer Schadensstelle mit einem Bagger (Foto: THW/Maximilian Christ)

In Euskirchen wurde eine zentrale THW-Einsatzleitung für den Kreis feldmäßig eingerichtet, in der alle Erkundungsergebnisse und Amtshilfeersuchen zusammenliefen und für den THW-Einsatz koordiniert wurden. Das Einsatzgebiet wurde aufgrund seiner Komplexität, Entfernungen und Aufgaben in mehrere Einsatzabschnitte eingeteilt, die durch unterstellte Zugtrupps geführt wurden. Eine weitere Aufgabe der Einsatzleitung war insbesondere die Steuerung von Einsatzaufträgen, sowie die Anforderung und Disponierung benötigter THW-Kräfte und -Mittel und die Sicherstellung der Telekommunikation.

Zu Beginn des Einsatzes wurde die Einsatzleitung durch die Fachzüge Führung und Kommunikation (FK) aus Melle, Jülich und Detmold gestellt.  Im weiteren Verlauf wurden diese dann durch den Fachzug FK Flensburg in der Tagschicht und Personal der Fachzüge FK aus Wuppertal und Dortmund in der Nachtschicht in der rund-um-die-Uhr besetzten THW-Führungsstelle abgelöst.

Der Fokus der Einsatzaufträge des THW im Kreis Euskirchen lag und liegt entlang der Flüsse Erft, Vaybach, Olef und Urft, sowie den Städten Bad Münstereifel mit den umliegenden Stadteilen Iversheim, Arloff, Kirspenich, Eicherscheid, Schönau und Wald und der Stadt Schleiden, insbesondere mit dem Ortsteil Gemünd, den Gemeinden Hellenthal und Kall, sowie der Stadt Euskirchen selbst.

Nach der akuten Menschenrettung wartet das THW nun seine vielfältigen Einsatzoptionen auf

Die Aufgaben für das THW sind vielfältig, aber einen Schwerpunkt bildeten in den vergangenen Wochen diverse Räumarbeiten in Zusammenarbeit mit Bundeswehr, Hilfsorganisationen und privaten Unternehmern. Flussbetten mussten mit Hilfe von Radladern und Baggern von Treibgut, entwurzelten Bäumen und Schutt zerstörter Brücken befreit werden. Wichtige Zufahrtsstraßen wurden von Geröll, Schlamm und Unrat beräumt.

Ein zusätzlicher Fokus lag auf der Erkundung angeschlagener Gebäude. Die Baufachberater des THW zogen im Einsatzgebiet wortwörtlich von Haus zu Haus bzw. Bauwerk zu Bauwerk, um deren Stabiltät zu begutachten. Zudem mussten Hänge und Dämme auf ihre Standfestgkeit hin beurteilt und bei Bedarf gesichert werden. An mehreren Stellen kam das Einsatzstellensicherungssystem des THW zum Einsatz, um angeschlagene Gebäude oder abrutschgefährdete Hänge auf kleinste Bewegungen hin zu überwachen. Das THW stützte einige Bauwerke ab oder steifte sie aus, um ihre Stabilität zu verbessern.

Neueste Spezialtechnik des THW im Einsatz

Das THW setzte außerdem unbemannte Luftfahrzeuge ein, um einen Überblick über größere Schadenflächen zu erhalten. Die Aufnahmen wurden mit Hilfe eines Geoinformationssystems ausgewertet und zur Übersicht und Priorisierung der Schadenstellen in Karten überführt. Außerdem wurden mobile Hochwasserpegel für die weitestgehend zerstörten Flusspegel eingesetzt, um die Wasserstände der betroffenen Flüsse zu überwachen.

Insbesondere die historische Kernstadt von Bad Münstereifel wurde durch die Sturzflut schwer getroffen, Versorgungsleitungen, Straßen und Brücken komplett zerstört. Um entstandene Krater und die Erft zu überbrücken, baute das THW Übergänge in Form von Stegen für Fußgänger und Behelfsbrücken für Fahrzeuge. Zudem wurde durch die Fachgruppen Elektroversorgung eine temporäre Straßenbeleuchtung errichtet, um die Sicherheit im Straßenraum für Bevölkerung und Einsatzkräfte zu gewährleisten.

Weitere Aufgaben waren das Abpumpen von Wasser in Gebäuden, die Bereitstellung von Aggregaten zur Stromversorgung und die Sprengung der noch unter Spannung stehenden Gleise einer fortgespülten Eisenbahnbrücke. Deren Trümmer blockierten den Flusslauf und gefährdeten den Damm der angrenzenden Kläranlage.

Die Verpflegungsgruppen aus Oberhausen, Münster und Dortmund vesorgten im Zusammenarbeit mit einem Dienstleister die THW-Einsatzkräfte. Nicht selten wurde davon berichtet, dass die Einsatzkräfte an den Einsatzorten, als Anerkennung ihrer Hilfe, auch zusätzlich durch die Bevölkerung verpflegt wurden. Helfer der Fachgruppe Materialwirtschaft unterstützten bei der Transportlogistik des Kraftstoffs zum Betrieb von Fahrzeugen, Pumpen und Notstromaggregaten an den Einsatzstellen und Reparaturen von Einsatzmitteln.

Akute Gefahrenabwehr größtenteils abgeschlossen, aber Amtshilfe geht weiter

Am letzten Wochenende beendete ein Großteil der ehrenamtlichen THW-Helfer ihren Einsatz im Kreis Euskirchen, um zu ihren Familien und Arbeitsstellen zurückzukehren. So auch die dort eingesetzen THW-Einsatzkräfte aus Dortmund. Die Führungsstelle auf dem Gelände des Ortsverbands Euskirchen wurde abgebaut und die Einsatzleitung zur THW-Regionalstelle Aachen verlagert, wo sie aktuell  durch den Fachzug Führung/Kommunikation Köln-Porz gestellt wird, der den noch andauernden Einsatz nun leitet.

Wir danken diesen, unseren Familien und Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern für ihre Unterstützung und unsere Freistellung, die es uns erst ermöglicht vor Ort Hilfe für die Gemeinschaft, die Betroffenen und Angehörigen der Opfer dieser Katastrophe zu leisten.


  • Beräumung einer Schadensstelle mit einem Bagger (Foto: THW / Maximilian Christ)

  • Beräumung einer Schadensstelle mit einem Bagger (Foto: THW/Maximilian Christ)

  • Zerstörte Eisenbahnbrücke vor der Sprengung (Foto: THW / Michael Schönfelder)

  • Zerstörte Eisenbahnbrücke vor der Sprengung (Foto: THW/Michael Schönfelder)

  • Instandsetzung der Straßenbeleuchtung in Bad Münstereifel ( Foto: THW)

  • Instandsetzung der Straßenbeleuchtung in Bad Münstereifel (Foto: THW)

  • Sandsackverbau in Bad Münstereifel (Foto: THW / Maximilian Christ)

  • Sandsackverbau in Bad Münstereifel (Foto: THW/Maximilian Christ)

  • Herstellen einer Behelfsbrücke in Bad Münstereifel (Foto: THW Dortmund / Kilian Höhn)

  • Herstellen einer Behelfsbrücke in Bad Münstereifel (Foto: THW Dortmund/Kilian Höhn)

  • Absicherung von Abbruchkanten und Schaffung von Behelfsbrücken in Bad Münstereifel (Foto: THW Dortmund / Kilian Höhn)

  • Absicherung von Abbruchkanten und Schaffung von Behelfsbrücken in Bad Münstereifel (Foto: THW Dortmund/Kilian Höhn)

  • Berge von Hausrat (Foto: THW Dortmund / Kilian Höhn)

  • Berge von Hausrat (Foto: THW Dortmund/Kilian Höhn)

  • Freiräumen von Flussbetten (Foto: THW Dortmund / Kathrin Schlte-Braucks)

  • Freiräumen von Flussbetten (Foto: THW Dortmund/Kathrin Schulte-Braucks)

  • Verpflegung der Einsatzkräfte (Foto: THW Dortmund / Till Lukas Herrmann)

  • Verpflegung der Einsatzkräfte (Foto: THW Dortmund/Till Herrmann)

  • THW-Einsatzleitung in Euskirchen inkl. diverser Telekommnikationsanbindungen (Foto: THW Dortmund / Kathrin Schulte-Braucks)

  • THW-Einsatzleitung in Euskirchen inkl. diverser Telekommnikationsanbindungen (Foto: THW Dortmund/Kathrin Schulte-Braucks)

  • Arbeit in der mobilen Einsatzleitung (Foto: THW Dortmund / Till Lukas Herrmann)

  • Arbeit in der mobilen Einsatzleitung (Foto: THW Dortmund/Till Herrmann)

  • Sprengung einer Eisenbahnbrücke (Foto: THW)

  • Sprengung einer Eisenbahnbrücke (Foto: THW)

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